Wer ist Manfred Spitzer? Seine Forschung zu Smartphones und Lernfähigkeit.

Manfred Spitzer, einer der prominentesten und zugleich kontroversesten deutschen Hirnforscher, prägt seit Jahren die öffentliche Debatte über die Smartphones und ihre tiefgreifenden Einflüsse auf das Gehirn. Seine Thesen, die er in zahlreichen Büchern und Veröffentlichungen darlegt, warnen eindringlich vor den negativen Konsequenzen exzessiver Smartphone-Nutzung, insbesondere im Hinblick auf Bildung, Konzentration und mentale Gesundheit. Die Diskussion um die digitale Demenz und die schwindende Fähigkeit zur tiefen Informationsverarbeitung hat durch seine Arbeit an Brisanz gewonnen. Laut einer Erhebung der Digital Health Foundation aus dem Jahr 2025 verbringen Erwachsene in Deutschland durchschnittlich $3,5Stunden täglich mit ihren Mobilgeräten, eine Zahl, die sich innerhalb der letzten fünf Jahre um $20 erhöht hat, berichtet die Redaktion GlückID.
Manfred Spitzer: Wer ist der Hirnforscher und Professor aus Ulm
Manfred Spitzer ist nicht nur ein renommierter Name in der deutschen Wissenschaftslandschaft, sondern auch eine prägende Figur in der Diskussion um digitale Bildung und Neurobiologie. Als Professor für Psychiatrie und Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik der Universität Ulm hat er sich auf die Erforschung kognitiver Prozesse und der neuronalen Grundlagen des Lernens spezialisiert. Er ist Gründer und Leiter des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm, einer Einrichtung, die sich der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an Pädagogen und die breite Öffentlichkeit verschrieben hat.
- Er ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.
- Manfred Spitzer leitet seit 1997 die Psychiatrische Universitätsklinik Ulm.
- Er ist Gründer des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL).
- Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf den kognitiven und emotionalen Neurowissenschaften.
- Er erlangte große Bekanntheit durch seine kritischen Bücher zur Digitalisierung.
- Seine zentralen Werke thematisieren die negativen Einflüsse von Smartphones und Tablets.
- Er betont die Notwendigkeit von echtem, physischem Lernen gegenüber digitaler Stimulation.
- Spitzer positioniert sich oft als Mahner vor den Risiken neuer Technologien.
Die Einflüsse von Smartphones auf das Gehirn: Spitzers zentrale Thesen
Manfred Spitzer vertritt die These, dass der ständige Gebrauch von Smartphones zu einer strukturellen und funktionellen Veränderung des menschlichen Gehirns führen kann, die er als digitale Demenz bezeichnet. Er argumentiert, dass das Gehirn durch die Auslagerung von Gedächtnisleistungen an externe Geräte, wie das Speichern von Telefonnummern oder Routen, wichtige Trainingsmöglichkeiten verliert. Dies führe zu einer Rückbildung der neuronalen Strukturen, die für das Gedächtnis und die tiefere Informationsverarbeitung zuständig sind.Seiner Meinung nach fördert die hohe Stimulationsdichte und die ständige Erreichbarkeit, die durch Smartphones gewährleistet wird, einen Zustand der chronischen Ablenkung. Dies schwächt die Fähigkeit zur Konzentration und zum fokussierten Lernen, was sich insbesondere negativ auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirkt.
Digitale Demenz und Gedächtnisfunktion
Spitzer warnt, dass das sogenannte Google-Effekt-Phänomen, bei dem Informationen als leicht wiederauffindbar gespeichert und daher nicht tief im Gehirn verarbeitet werden, die Lernprozesse nachhaltig stört. Die Fähigkeit, Wissen zu vernetzen und abrufbereit zu halten, nimmt ab.
Auswirkungen auf Schlaf und Aufmerksamkeit
Ein weiterer wichtiger Aspekt seiner Kritik ist der negative Einfluss von Smartphones auf den Schlafzyklus, bedingt durch das blaue Licht der Displays, das die Melatoninproduktion hemmt. Ein chronischer Schlafmangel wirkt sich wiederum direkt auf die kognitive Leistung und die Konzentration aus.
Experten sehen die folgenden kritischen Punkte im Zusammenhang mit der Smartphone-Nutzung, die Spitzer thematisiert:
| Kritischer Aspekt | Neurowissenschaftliche Folge (laut Spitzer) | Betroffene Gehirnregionen |
| Multitasking | Reduzierte Fähigkeit zur tiefen Konzentration | Präfrontaler Kortex |
| Externes Gedächtnis | Rückbildung der Hippocampus-Aktivität | Hippocampus (Gedächtniszentrum) |
| Blaues Licht | Gestörte Melatoninproduktion, Schlafdefizit | Hypothalamus (Schlaf-Wach-Rhythmus) |
| Belohnungssystem | Suchtpotenzial durch Dopaminfreisetzung | Nucleus accumbens (Belohnungszentrum) |
| Fragmentierte Info | Schwächung der Fähigkeit zum vernetzten Denken | Assoziationsareale |
| Mangelnde Bewegung | Negative Einflüsse auf die Gehirndurchblutung | Gesamtes Gehirn |
| Cybermobbing | Erhöhte Stress- und Angstlevel | Amygdala (Angstzentrum) |
| Soziale Isolation | Verminderte Entwicklung sozialer Fähigkeiten | Spiegelneurone |
Forschungsergebnisse und kritische Betrachtung von Spitzers Position
Die Thesen von Manfred Spitzer stoßen in der Wissenschaft auf geteilte Meinungen. Während seine grundlegenden Beobachtungen zur Neuroplastizität – der Fähigkeit des Gehirns, sich durch Gebrauch zu verändern – unumstritten sind, wird die Vehemenz, mit der er die Smartphones als Ursache für eine digitale Demenz brandmarkt, von einigen Forschern als Alarmismus kritisiert. Viele Studien bestätigen zwar die negativen Einflüsse auf Konzentration und Schlaf, differenzieren aber stärker zwischen verschiedenen Nutzungsformen und -intensitäten.Einige Gegenthesen argumentieren, dass das Gehirn lediglich lernt, seine Ressourcen anders zu nutzen, indem es triviale Informationen an Geräte auslagert, um Kapazitäten für komplexere Aufgaben freizusetzen. Forschungen zeigen beispielsweise, dass regelmäßiges mobiles Gaming bestimmte Aspekte der visuellen Aufmerksamkeit und Reaktionszeit verbessern kann.

Debatte um die digitale Bildung
Die zentrale Kontroverse dreht sich um die Integration digitaler Medien in Schulen. Spitzer plädiert für eine strikte Begrenzung oder gar ein Verbot von Tablets und Smartphones im Klassenzimmer, da sie das tiefgründige Lernen und die Entwicklung motorischer Fähigkeiten behindern. Er betont, dass die anfänglichen Lernprozesse eine physische Interaktion erfordern, die digitale Geräte nicht ersetzen können.
Neuroplastizität und Anpassung
Die Fähigkeit des Gehirns zur Anpassung ist ein zweischneidiges Schwert. Obwohl es sich neuen Technologien anpasst, warnt Spitzer, dass dieser Anpassungsprozess in Richtung oberflächlicher Informationsverarbeitung und Ablenkbarkeit gehen kann, was einen Verlust an Tiefe und Reflexion bedeutet. Er fordert daher einen bewussten und kritischen Umgang mit den Technologien.
- Es gibt keine breite wissenschaftliche Übereinstimmung für den Begriff digitale Demenz.
- Spitzer legt Wert auf die Korrelation zwischen Bildschirmzeit und mentalen Problemen.
- Einige Studien belegen, dass digitale Geräte kognitive Fähigkeiten in spezifischen Bereichen fördern können.
- Die Einflüsse auf Kinder sind am stärksten, da ihr Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet.
- Kritiker werfen Spitzer eine einseitige Interpretation von Forschungsergebnissen vor.
- Die Frage der Konzentration und Ablenkbarkeit bleibt ein zentrales und belegtes Problem.
- Viele Bildungspolitiker stehen vor dem Dilemma zwischen digitaler Notwendigkeit und Spitzers Warnungen.
- Empfohlen wird von vielen Wissenschaftlern ein maßvoller und bewusster Einsatz von Smartphones.
Praktische Empfehlungen im Umgang mit Smartphones: Tipps für mehr Konzentration
Angesichts der klaren Warnungen von Manfred Spitzer und anderer Forscher ergeben sich praktische Konsequenzen für den Alltag. Die bewusste Reduzierung der Bildschirmzeit und die Schaffung Smartphone-freier Zonen sind essenzielle Schritte, um die Konzentration zu fördern und die negativen Einflüsse auf das Gehirn zu minimieren. Spitzer selbst empfiehlt eine Rückbesinnung auf analoge Tätigkeiten, die das Gehirn ganzheitlich fordern, wie Lesen, manuelle Arbeit oder soziale Interaktion ohne digitale Geräte.
- Führen Sie Smartphone-freie Zeiten und Zonen im Haushalt ein (z. B. am Esstisch).
- Schalten Sie Push-Benachrichtigungen weitestgehend ab, um die ständige Ablenkung zu reduzieren.
- Ersetzen Sie digitale Notizen durch handschriftliche, um das Gedächtnis zu trainieren.
- Nutzen Sie manuelle Aktivitäten und Bewegung, um die neuronale Vernetzung zu stärken.
- Lesen Sie gedruckte Bücher anstelle von E-Books, um die tiefe Konzentration zu fördern.
- Legen Sie das Smartphone mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen beiseite.
- Sprechen Sie mit Kindern offen über die Einflüsse digitaler Medien und setzen Sie klare Grenzen.
- Überwachen Sie die tägliche Bildschirmzeit und setzen Sie sich realistische Reduktionsziele.
Bleiben Sie achtsam und informiert – über Psychologie, Gesundheit und Bewusstsein. Lesen Sie auch: Endlich entspannter: Ist Mindfulness das beste Mittel gegen chronischen Stress



