Warum verschwindet das Verlangen – 7 reale Gründe, die nichts mit Liebe zu tun haben

Das Nachlassen des sexuellen Verlangens ist kein seltenes Thema. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2024 berichten rund 42 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer in Deutschland, dass sie zeitweise kaum Lust auf Nähe oder Sexualität verspüren. Häufig wird dieser Zustand fälschlicherweise als Ausdruck fehlender Liebe interpretiert, obwohl die Ursachen meist in körperlichen, psychischen oder alltäglichen Faktoren liegen. Veränderte Lebensumstände, Stress, hormonelle Schwankungen oder Medikamente spielen dabei oft eine entscheidende Rolle. In einer Gesellschaft, in der Leistungsdruck und ständige Erreichbarkeit Alltag sind, reagiert auch die Sexualität auf Überforderung. Darüber berichtet die Redaktion von Glueckid.de.
Stress und Überforderung
Dauerstress gehört zu den häufigsten Gründen, warum das Verlangen verschwindet. Der Körper schaltet in diesem Zustand auf Überlebensmodus: Energie wird für die Bewältigung von Belastung reserviert, nicht für Lust oder Nähe. Studien zeigen, dass Menschen mit chronischem Stress deutlich seltener sexuelles Verlangen verspüren. Laut DAK-Report 2024 fühlen sich 38 Prozent der Deutschen dauerhaft gestresst. Auch Schlafmangel und ständige Reizüberflutung durch digitale Medien können das sexuelle Empfinden reduzieren.
Häufige Stressfaktoren im Alltag:
- Überlastung im Beruf und ständige Erreichbarkeit
- Fehlende Erholung oder Schlafstörungen
- Konflikte in Familie oder Partnerschaft
- Finanzielle Sorgen
- Körperliche Erschöpfung durch Sport oder Arbeit
Die Entlastung beginnt meist mit kleinen Schritten: regelmäßige Pausen, bewusste Entspannung und das Abschalten digitaler Geräte helfen, das innere Gleichgewicht wiederzufinden.
Hormonelle Veränderungen und körperliche Ursachen
Hormonelle Schwankungen beeinflussen das Verlangen stärker, als viele denken. Bei Frauen kann die Lust während des Zyklus, in der Schwangerschaft, nach der Geburt oder in den Wechseljahren deutlich abnehmen. Männer erleben ähnliche Veränderungen, wenn der Testosteronspiegel sinkt. Auch Erkrankungen wie Schilddrüsenstörungen, Eisenmangel oder Diabetes können eine Rolle spielen.
Körperliche Ursachen im Überblick:
| Ursache | Einfluss auf das Verlangen | Betroffene Gruppen |
|---|---|---|
| Testosteronmangel | Geringere Erregbarkeit | Männer 40+ |
| Eisenmangel | Müdigkeit, Antriebslosigkeit | Frauen |
| Schilddrüsenprobleme | Stoffwechselverlangsamung | Beide Geschlechter |
| Wechseljahre | Hormonelle Umstellung | Frauen 45–60 |
| Medikamente (Antidepressiva, Blutdruckmittel) | Eingriff in Hormonhaushalt | Alle Altersgruppen |
Eine Blutuntersuchung beim Hausarzt oder Endokrinologen kann helfen, hormonelle Ursachen auszuschließen.
Psychologische und emotionale Belastungen
Seelische Faktoren wirken oft stärker auf das Verlangen als körperliche. Menschen, die über längere Zeit mit Sorgen, Ängsten oder einem geringen Selbstwertgefühl leben, verlieren häufig das Interesse an Intimität. Depressionen oder Burnout verändern die Botenstoffe im Gehirn und damit auch die Libido.
Typische psychologische Auslöser:
- Anhaltende Traurigkeit oder Erschöpfung
- Verlust des Selbstvertrauens
- Leistungsdruck im Alltag oder im Bett
- Negative Körperwahrnehmung
- Unerfüllte Erwartungen an sich selbst

Psychologische Studien belegen, dass die sexuelle Lust stark mit dem Gefühl von Sicherheit und Selbstakzeptanz verbunden ist. Regelmäßige Gespräche mit einem Therapeuten oder offene Kommunikation mit dem Partner können helfen, die Ursache zu verstehen und Vertrauen zurückzugewinnen.
Lebensstil und Gewohnheiten
Ernährung, Bewegung und Substanzen wie Alkohol oder Nikotin wirken direkt auf die hormonelle Balance und damit auf die Libido. Eine unausgewogene Ernährung kann den Stoffwechsel verlangsamen, während Bewegungsmangel den Kreislauf träge macht. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bewegen sich 59 Prozent der Erwachsenen zu wenig. Alkohol wirkt kurzfristig enthemmend, senkt aber langfristig den Testosteronspiegel.
Empfehlungen für mehr Energie und Balance:
- Ausreichend Schlaf (mindestens 7 Stunden)
- Regelmäßige Bewegung – ideal sind Ausdauersport und Yoga
- Reduzierung von Alkohol und Zucker
- Frische, eisenreiche Kost mit Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten
- Viel Wasser trinken
Ein gesunder Lebensstil wirkt nicht nur körperlich positiv, sondern stärkt auch das Selbstwertgefühl – eine der wichtigsten Grundlagen für sexuelles Verlangen.
Medikamente und Nebenwirkungen
Viele Medikamente können das sexuelle Interesse unbemerkt beeinflussen. Antidepressiva, Blutdrucksenker, Schmerzmittel oder hormonelle Präparate verändern die Signalübertragung im Gehirn. Besonders häufig betroffen sind Menschen, die dauerhaft Medikamente einnehmen. Ärzte empfehlen, solche Nebenwirkungen offen anzusprechen und gegebenenfalls auf alternative Präparate umzusteigen.
Beispiele für Arzneimittel, die das Verlangen hemmen:
| Medikamentengruppe | Wirkung auf Libido |
|---|---|
| Antidepressiva (SSRIs) | Senken Dopamin- und Serotoninspiegel |
| Blutdrucksenker | Beeinflussen Durchblutung |
| Hormonpräparate | Verändern Testosteron- oder Östrogenspiegel |
| Schmerzmittel | Dämpfen Reizweiterleitung im Nervensystem |
Eine eigenständige Absetzung der Medikamente ist gefährlich. Der richtige Weg führt über ärztliche Beratung und Dosierungsanpassung.
Fehlende emotionale Sicherheit
Nicht immer liegt der Grund im Körper. Auch stabile Beziehungen brauchen emotionale Nähe, um das Verlangen lebendig zu halten. Wenn Vertrauen fehlt, Konflikte ungelöst bleiben oder Distanz im Alltag wächst, zieht sich das Begehren oft zurück. Studien aus dem Jahr 2025 zeigen, dass 64 Prozent der Paare, die über Kommunikationsprobleme klagen, gleichzeitig eine Abnahme der Lust erleben.
Wichtige Faktoren für emotionale Stabilität:
- Zeit für Gespräche ohne Ablenkung
- Gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Alltags
- Offene Kommunikation über Wünsche und Grenzen
- Wertschätzung und kleine Gesten der Nähe
Wer Nähe und gegenseitiges Verständnis pflegt, stärkt damit auch die körperliche Verbindung.
Das Verschwinden des Verlangens ist kein Zeichen fehlender Liebe, sondern meist ein Signal, dass Körper oder Seele Unterstützung brauchen. Eine Kombination aus ärztlicher Untersuchung, Stressabbau und ehrlicher Selbstreflexion kann helfen, wieder Zugang zu den eigenen Bedürfnissen zu finden.
Bleiben Sie achtsam und informiert – über Psychologie, Gesundheit und Bewusstsein. Lesen Sie auch: Digitale Intimität: Wie Smartphones Dates und Präliminarien verändern



