Warum Schweiß beim Sport nach Katzenurin riecht – was der Körper wirklich sagen will

Warum Schweiß beim Sport nach Katzenurin riecht – was der Körper wirklich sagen will

Es stinkt nach Katzenurin beim Sport – und viele wissen nicht, warum. Was auf den ersten Moment wie ein unangenehmes Hygieneproblem wirkt, ist oft ein Stoffwechsel-Signal: Der Körper verbrennt während intensiver Belastung Proteine statt Kohlenhydrate, produziert dabei Ammoniak, und versucht, das Übermaß über die Haut loszuwerden. Der beißende, an Urin erinnernde Geruch entsteht also nicht durch mangelnde Sauberkeit, sondern durch ein Ungleichgewicht im Energie- und Flüssigkeitshaushalt.

Laut Sportmedizinern berichten etwa sieben von zehn Freizeitsportlern über diesen Effekt – besonders bei nüchternem Training oder Low-Carb-Diäten. Für die Redaktion GlückID, dem Magazin für Psychologie und Achtsamkeit, ist das Phänomen doppelt interessant: medizinisch, weil es den Stoffwechsel offenlegt, und emotional, weil Geruch unbewusst unser Körperbild, Selbstvertrauen und soziale Nähe beeinflusst.

Was im Körper passiert, wenn Ammoniak entsteht

Im Normalzustand nutzt der Körper Glykogen, also gespeicherte Kohlenhydrate, als Energiequelle.
Sind diese Speicher leer – etwa durch nüchternes Training, Low-Carb-Diät oder lange Ausdauereinheiten –, greift der Organismus auf Eiweißreserven zurück. Beim Abbau der Aminosäuren entsteht Ammoniak (NH₃), ein stickstoffhaltiges Zwischenprodukt.

Unter optimalen Bedingungen wandelt die Leber Ammoniak in Harnstoff um; die Nieren filtern ihn anschließend aus dem Blut. Doch bei hoher Trainingsbelastung, Dehydrierung oder Proteinüberschuss funktioniert dieser Kreislauf nicht mehr vollständig. Der Überschuss an Ammoniak wird dann über die Schweißdrüsen ausgeschieden – der Geruch erinnert an Reinigungsmittel oder Katzenurin.


Typische Auslöser im Trainingsalltag

AuslöserBeschreibungFolge
NüchterntrainingKeine Kohlenhydrate vor der EinheitFrüher Proteinabbau, Ammoniakbildung
Low-Carb / High-Protein-DiätenDauerhafter GlykogenmangelStickstoffüberschuss
Eiweißshakes und BCAAÜberangebot an AminosäurenBelastung der Leber
WassermangelGeringe HarnstoffausscheidungAmmoniak über Schweiß
Überhitzung / HIITIntensiver Stoffwechsel, wenig Sauerstoffverstärkte Schweißsekretion

Besonders betroffen sind Menschen, die viel trainieren, aber zu wenig essen oder trinken.
Der Körper reagiert dann mit einem klaren chemischen Signal: Ich bin im Defizit.

Zwischen Stoffwechsel und Psyche

Ein unangenehmer Geruch betrifft nicht nur den Körper, sondern auch das Selbstbild. Viele Sportler berichten, dass sie sich unsicher oder unwohl fühlen, wenn sie den Geruch bei sich wahrnehmen. In Gruppentrainings oder Yogaräumen kann das zu sozialem Rückzug führen – man reduziert den Kontakt, trainiert weniger intensiv oder meidet bestimmte Situationen. Psychologen sehen darin ein Beispiel für somatische Selbstwahrnehmung: Wenn der Körper ein negatives Signal sendet, interpretiert das Gehirn es als Bedrohung für Akzeptanz oder Zugehörigkeit. Der Geruch wird so zu einem emotionalen Stressfaktor – auch wenn er objektiv harmlos ist.

Was hilft gegen den Geruch – und warum einfache Deos keine Lösung sind

  1. Kohlenhydrate zuführen.
    30–40 g komplexe Kohlenhydrate (Haferflocken, Banane, Vollkornbrot) vor dem Training verhindern, dass der Körper Protein verbrennt.
  2. Regelmäßig trinken.
    Mindestens 0,5 l Wasser eine Stunde vor dem Training, danach alle 15 Minuten kleine Schlucke.
  3. Proteinmengen prüfen.
    1,2 – 1,8 g pro kg Körpergewicht reichen völlig. Mehr belastet den Stoffwechsel.
  4. Erholung ernst nehmen.
    Schlaf und Regeneration sind entscheidend, damit die Leber wieder Ammoniak abbauen kann.
  5. Atmungsaktive Kleidung.
    Schweiß sollte verdunsten können – synthetische, enge Stoffe verstärken den Geruch.

Deodorants überdecken nur den Geruch, sie verändern aber nicht die biochemische Ursache.
Wer den Ammoniakgeruch dauerhaft bemerkt, sollte Leber- und Nierenwerte medizinisch prüfen lassen.

Wann ein Arztbesuch sinnvoll ist

Ein einzelner Vorfall ist harmlos. Treten die Beschwerden jedoch regelmäßig oder unabhängig vom Training auf, sollte man die Blut- und Urinwerteuntersuchen lassen:

  • Harnstoff, Kreatinin → Nierenfunktion
  • ALT, AST, GGT → Leberfunktion
  • Vitamin B12 und Folsäure → Eiweißstoffwechsel
  • Blutzucker und Ketone → Ausschluss einer Ketoazidose

Frühzeitige Kontrolle verhindert, dass aus einer Stoffwechselreaktion eine echte Erkrankung wird.

Geruch als Spiegel der inneren Balance

Schweiß ist mehr als Kühlung. Er ist ein Kommunikationssystem des Körpers – zwischen Zellen, Organen und sogar Emotionen. Ein scharfer, ammoniakartiger Geruch kann ein frühes Warnzeichen sein, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist: Ernährung, Hydration, Regeneration oder mentaler Druck. Wer auf solche Signale achtet, handelt nicht ängstlich, sondern achtsam. Denn körperliche Warnzeichen sind kein Makel, sondern eine Einladung, den eigenen Lebensstil zu justieren – bevor Stress, Erschöpfung oder Stoffwechselprobleme folgen.

Ein nach Katzenurin riechender Schweiß ist kein Tabuthema, sondern ein Stoffwechsel-Hinweis.
Er zeigt, dass Training, Ernährung und Regeneration nicht mehr in Einklang stehen. Wer ausreichend trinkt, Kohlenhydrate zuführt und Protein dosiert, bringt den Körper zurück in Balance – und gewinnt auch psychisch an Sicherheit. Gesundheit beginnt dort, wo wir unseren Körper verstehen, statt ihn zu überdecken. Der Geruch mag unangenehm sein, doch er erzählt eine Wahrheit, die jeder Athlet kennen sollte: Leistung braucht Balance – und Bewusstsein.

Bleiben Sie achtsam und informiert – über Psychologie, Gesundheit und Bewusstsein. Lesen Sie auch: Warum entsteht plötzlich ein Seifengeschmack im Mund – und was verrät er über unsere Gesundheit

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